Archiv für die 'Geschichten' Kategorie

Mein Tempo

Als die Tage joggte, wurde ich einmal wieder überholt. Mich packt sofort der erzeig ein schnelleres Tempo zu laufen um an dem Vordermann dran zu bleiben, und so folgte ich obwohl schon 2/3 der 10 Kilometer, die ich laufen wollte, hinter mir lagen, mit deutlich höherem Tempo. Als ich drauf und dran war ihn wieder einzuholen, dachte ich mir: Warum bin ich überhaupt schneller geworden? Ich weis weder wie lang er schon unterwegs ist, noch ob er sich vielleicht in seinem Endspurt befindet oder eine viel kürzere Strecke läuft als ich. Das ist das Leben, überkam es mich schlagartig und ich lief wieder mein eigenes Tempo. Viele Leute die einem entgegen kommen, die man überholt oder von denen man überholt wird. Nur wenige laufen  eine ähnliche Strecke, ein gleiches Tempo und in die gleiche Richtung – Und wenn es dazu kommt, verpassen sie sich ständig.

Durch mich zu Dir.

Durch mich zu Dir.

Sie erzählten mir von denen, die dort hoch oben, wo die Blumenblüten und Licht die Seele erwärmt. Genüssliche Exzesse, wie von fernen Sternen, betucht durch zwei Welten.
Oftmals hören sie die leise Stimme flüstern mit dem Wind, Herr der Emotionen, still, tobend und geschwind. Die Gewissheit der Bedingtheit, schweigt vor der Gnade des Herrn, der durch dich gegeben einzig ist. Scheine von Besinnen getrübt, durch elend Not obliegen, den Vertrag des Menschseins geschlossen und doch für Nichtig erklärt.
Es seien Jene, die es wagten hinter den Regenbogen zu schauen, wo Energien den Reiz des Daseins und die Sinne beflügeln. Dort wo Alles eins ist und doch verschieden.
Sie erzählten mir von Denen, die es wählten vergänglich zu sein.
Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Von Farben die sich spiegeln im erleuchtetem Abendhimmel.
Von Schönheit und Vollkommenheit, die seines Eben sucht und doch verflucht ist in seines realen Geistes der Existenz.
Latentes Verlangen nach neuen, nach extremen Gefühlen bestimmt den Alltag. Aus Sicherheit zur jeder Zeit sind sie so oft verschmäht „bestimmt“ bereit. Leben gespürt, Wunder der Gefühle undeterminiert, vollzogene Diversivität, unendlicher Reichtum, der Einem bleibt und doch verweht.
Sie erzählten mir von denen, die Altes immer wieder neu erzählten, denn Vergänglichkeit entstand durch verkannte Vergesslichkeit.

©Claed 2002

Verlieben Verloren

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Verlieben Verloren

Er schaute ihr nach. Dies war wohl das letzte Mal, dachte er. Er liebte sie, obwohl er selbst nicht genau wusste, was das bedeutete. Es war nicht seine Schuld. Die Umstände, die widrigen Umstände. Die Zeit hatte die Wunden nicht geheilt. Er setzte sich und schlug die Hände über den Kopf. Warum, dachte er, warum kriege ich dieses Warum nicht aus meinem Kopf. Er spürte Erleichterung, als ihm die erste Träne herunter rollte. Er hatte es versucht, er hatte es wirklich versucht, doch die Kälte die sie seitdem ausstrahlte hatte sie ihm fremd gemacht.
Er vertraute ihr, sie vertrauten sich. Das war ihm klar, schon immer. Jetzt ist sie weg und mit ihr das Glück, die Freude, die er mit ihr teilen wollte. Sie konnte nicht mehr, sie konnte nicht mehr geben danach. Er verstand es, dennoch, so sehr er doch an sie glaubte, erschien sie im unnahbar. Sie hatte sich zurückgezogen in ihre Gedankenwelt, die sie vorher gemeinsam hatten und die Tür dorthin hatte ein Anderer verschlossen. Er hasste ihn, doch sie wollte nie wirklich darüber sprechen. Jedes mal wenn er sie berührte, schreckte sie zurück, obwohl in ihren Augen immer noch die gleiche strahlende Liebe war.
Er hatte nie Zweifel gehabt. Doch ihre ehemals zarten Hände waren kalt. Ihr Gesicht war blass geworden, weinerlich oft, wie in Trance. Sie erschien ihm unwirklich. Er hatte ihm etwas geraubt, ihre Liebe gespalten. Welches Recht hatte er, welches Recht?
Wäre er doch bei ihr gewesen, er hätte es verhindert, bestimmt. Seitdem konnte sie nicht mehr ehrlich sein zu ihm, die Scham, die Angst beherrschte ihren Körper ihre Seele bei jedem Kontakt. Sie brauchte Abstand, immer. Sie wollte nicht einmal zur Polizei gehen damals.
Ihm fehlten seither die Zärtlichkeiten, das Streicheln, Lächeln, die Liebe. Wie lange hatte er schon nicht mehr mit ihr gekuschelt, sie geküsst? Es war nicht der Sex, es waren mehr die kleinen Dinge, die ihm zusetzten und fehlten. Sie wusste es, es machte auch sie fertig. Sie wollte seiner Freiheit nicht länger im Weg stehen. Daher ging sie, für immer so schwer das auch war. Er wischte seine Tränen weg, und schaute ihr nach. Kurz dachte er daran ihr nachzulaufen ,sie zu umarmen, sie zu drücken, neu anzufangen, frei zu sein, vereint mit ihr. Doch dann blieb er stehen.

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Claed 2002

Ein leichter Tanz

Ein leichter Tanz

Ein kleines Restaurante lag in einem Fischerdorf am Meer im idyllischem Ambiente der Südsee. Das Dorf lag in einem zum Meer hin offenem Tal und hinter dem Bergkamm begann die Sonne sich langsam zu neigen um langsam den Untergang zu zelebrieren, welcher sich in einem unglaublichem Farbenspiel vollzog. Mit beschwinglichten Seelen sah man sie tanzen, dort unten am Meer zu heimischen Klängen auf der Terrasse des Hauses. Wie in einem Traum bewegten sich ihre Körper voneinander weg um ein paar Takte später wieder zueinander zu finden, viele klatschten mit im Rhythmus der Klänge. Es schien sie auseinander zu reißen zu wirbeln und trotzdem blieben ihre galanten Körper so seltsam verbunden, eins. Besinnliche Bewegungen zierten ihre graziös anmutende fein säuberliche Synchonität. Bis auf das sinnlichste alle Gefühle, auf jeden Ton tanzten ihre Herzen immer weiter zueinander. Leicht umschlungen schienen sie in Freiheit zu schweben, stetige Bewegungen erzeugten tiefstes Vertrauen es spiegelte sich in ihren Gesichtern, in ihren Augen funkelte erfülltes Licht. Den Trance des Momentes ein Leben lang ausgekostet, vereint ihr Kosmos bei einem leichtem Samba, berauschende Glückseeligkeit. Melodisches Verlangen kribbelte in ihnen, lies sie immer schneller drehen, sie tanzten, sie tanzten sich in die Vergessenheit der Welt, verloren oder neu geboren ließen sie die Wirklichkeit überschäumen, erlebtes Jetzt zeitloser Dynamik, ergeben, hingegeben der Musik. In einem Moment reinstem Gefühls allein Liebe verspürt.

Sie lächelten ein *wahres* Lächeln und tanzten einen leichten Tanz auf dünnem Eis.

©Claed 2001

Morgen

Morgen

Ich möchte, dass Du Morgen anders aufwachst, sprach er mit einer tiefen heiseren Stimme. Die Luft war kühl geworden, dünn schier stickig.
Sie blickte ihn an. Ihr strahlend sanfter Anblick war es, der sein Herz in einer wundersamen Weise immer wieder neu verzaubert. Er ging langsam auf sie zu. Die Vorstellung sie selbst zu sein machte ihr Angst. Sie fühlte sich wohl, so wie sie war. Was ist schon anders, dachte sie. Mit einem relativen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht küsste sie ihn zärtlich auf den Mund. Wünsche hatten sie Beide. Hoffnungen an den Morgen, wie Schnee der in der Sonne glänzt, nicht schmilzt, sondern sich verfestigt in hartem Fundament. Ist sie mehr als nur ein Wunsch, wenn sie anders wäre. Mehr als die Illusion der Sonne die sich im Schnee spiegelt und selbst wenn sie es auch nicht wollte der Bestimmung ihrer Strahlen nicht missen kann. Subtile Gefühle positiver Energien durchströmten seinen Körper bei Berührung ihrer Wangen. Synergien intuitiver Bewegungen seiner Hände ließen sie wissen ihrer subsistenten Gegenwart. Sie schlossen ihre Augen und drückten ihre Körper sanft aneinander. Morgen wollten sie nonchalant die Augen öffnen, Morgen.

©Claed 2002

Brief eines Toten

Brief eines Toten

Wir haben uns auch gestritten damals, sehr oft blickte ich ihr tief ins Gesicht, mit der Hoffnung das Verständnis spricht und tief in ihr etwas erwacht, von dem ich nicht einmal wusste, was es ist. Wir sind alle sterblich wir sind nur Menschen, sprachest du einmal, doch vernünftig war ich nie. Warum sollte ich auch ans Sterben glauben, wo mir noch nicht einmal die Geburt real bewusst war. Mir kam es oftmals vor als wenn dein sturer Wille dich täuschen würde, doch gab er dir den halt der mir nicht gegebnen in dieser Gesellschaft. Vielleicht war Kultur für mich ein Fremdwort, denn prägen lassen wollte ich mich nicht. Du hattest die Welt immer an großen Dingen bemessen, die Sicherheit war dein Terrain, drin geplant und verwohligt. „Es zirkuliert sich gemütlich“, sprachest du. „Gemütlich“ vielleicht habe ich es mit lieblich verwechselt. Dein Gemüt war wie ein Wechselbad in drehendem Licht, oftmals wenn einem kalt war sprang man bei dir auch ins kalte Wasser. Habe nicht gedacht, dass deine Reize gereizt sind, obwohl dein Äußeres mich sehr ansprach. Ich sagte dir oft, dass der Reiz in den kleinen Dingen liegt, kaum spürbar kann sich aus ihnen ein Schaumbad entwickeln ja sogar ein ganzes Feuerwerk entwickeln. Ändere die kleinen Dinge an dir und deiner Welt und großes Bewegen wird auch keine Utopie mehr bleiben. Leider wurden solche Worte bei dir meist nur verdinglicht. Eigentlich kommt es gar nicht darauf an diesen Dingen eine Wertung zu erteilen, richtig ist, dass es so ist wie es ist, doch was ist schon gut? Du fandest mich durchaus vergesslich, doch bewusste Vergesslichkeit sah ich immer als Tugend, sie heilt, sie schützt und sie lässt vieles wieder in einem neuem Licht erscheinen. Ob ich mich selbst belogen habe, mag sein, dennoch heißt Leben auch Vergessen, um den wunderschönen Moment des Wiedererinnerns erleben zu können, um dem Gewissen die Laster und der Gedankenwelt die Spannung zu nehmen. Du hast fast nie einen Termin verpasst. Man sollte aber bei der hier fein differenzieren, zwischen Faulheit und Lethargie. Beides überkommt einen von Zeit zur Zeit. Ich gebe zu das Selbstdisziplin vielleicht nicht mein Disziplin war, obwohl ich ein guter Kämpfer in vielen Dingen war. Oftmals fühlte ich, dass ich nie schaffen würde in deine Märchenwelt einzudringen, sie musste interessant sein deinem Schlafe nach zu urteilen. Doch je mehr ich versuchte mich in sie einzuspannen, und ich hört dir oft zu des Nachts, deine Bewegungen, dein Atem, deine Gestik, je mehr ich es versuchte wurde mir klar, dass ich ein Teil deines Märchens war und, dass wir Beide zu schrieben schienen. Jeder für sich und doch durch vertrauen gebunden. Für dich war ich oft zu besserwissehrlich, obwohl ich darauf bedacht war den Anschein nicht zu erwecken. Du nanntest mich abgehoben, und nun bin ich es. Schau mich an, schau in dein Herz, dort bin ich immer noch der Alte. Vielleicht hast du auch einfach nur versucht eine Reise zu verstehen, die keinen Stand hatte. Ich war und wusste nichts besser, nur Anders für mich plausibel, real, nicht allgemein, sondern immanent. Deine Interessen zu erreichen glich einer Lebensaufgabe, erwachen sollest du, und doch hatte ich das Privileg nicht etwas zu erzwingen. Vielleicht hätte ich es können. Vielleicht hätte ich dich ein wenig mehr zu dich selbst führen können, doch durch eine starke Intervention wärest du wieder wer Anders und nicht du selbst. Du sagtest ich sei jemand, der im Wasser schrie nach Wasser vor Durst. Jemand der zwischendurch bewusst das Gehör verlor um nach der Wahrheit zu lauschen. Wahrheit, was für ein Gewissen liegt in der Wahrheit? Du warst nie die Einfühlsamste, ja dies Gewissen lies sich oft vermissen, und wehleidig waren wir Beide. Deine Mauern hast du hoch gebaut, um manches Male von oben zu winken und mit einem Lächeln deine Sicht preiszugeben. Du wusstest ich konnte Steine herausbrechen, wenn ich es wollte. Doch tat ich es nicht, denn das Tor durch sie hindurch war breit genug für uns Beide. Ob ich deine Gedanken verfolgen konnte? Teilweise, jeder schreibt die Seiten eines Buches mit seinem Leben, ich konnte nachlesen, denn ich kannte einige dieser. Ich wusste, du hattest einige dieser Seiten mit durchsichtiger Tinte geschrieben. Zu dumm das Gerecht kein Recht ist. Du wolltest nicht erkennen, das man Recht nicht nachlesen kann, das Gerechtigkeit mit dem Herzen gestaltet wird. Ich denke du hast mich wohl nicht wirklich verstanden, als ich von wahrer Demut sprach. Eigentlich wusste ich nie etwas mit Pünktlichkeit anzufangen, wozu sollte ich mich an eine Zeit halten, die für mich Geschichte schreibt, ich nahm da lieber selbst das Heft in die Hand. Vielleicht hätte ich mal mit dir über Glauben diskutieren sollen, wohlmöglich versuchte ich es auch irgendwann einmal. Ob es zur Gewohnheit geworden ist? Nein du warst bewusste Gewohnheit, durch bewusste Gefühle hervorgerufen, starkes Vertrauen schöpfen, innere Erkenntnis und Sicherheit voneinander. Dies geschah durch die Liebe und der Energie, welche ich aus ihr schöpfen konnte. Du hast mein Herz weich geliebt durch deine Einzigartigkeit. Verständnis besiegt unbewusst mit Zärtlichkeit. Ich wollte dir einen Spiegel vorhalten, dich auf dich aufmerksam machen. Doch kurzer ein Blick in diesen Spiegel in leichtem Licht, dort sah ich ein Bild das meinem Glich. Vergessen hab ich den Traum von Einsamkeit, beschwingt durch dich in alle Ewigkeit. Meine Liebe zu Dir, gleicht der Unendlichkeit der Gefühle. Der Tod kann dein Leben in meinem Herzen nicht mindern.

©Claed 2001

Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis

Die Stadt der Finsternis wurde sie genannt, trauernde Seelen verwaltet durch Angst. Rauchende Köpfe, verwirrte Gedanken. Alles hier gab keinen Sinn. Schamgefühle ohne Grenzen. Der Peiniger seiner Selbst war ein jeder in dieser Stadt. Gefürchtete Blicke bewahrten die allgegenwärtigen Obsessionen des Anders seins. Auffallen wollte hier niemand, nein dies wahrlich nicht. Keiner traute sich. Alles ward umhüllt von schwarzen Filtern, die Blicke des Gegenüber nicht wahrgenommen, schnell weggeschaut. Grau in schwarz gehüllte Häuser, in ihnen willenlose Gestalten, sich kleines Blickes würdig. Der Stolz und Mut getragen durch materielle Dinge, ein Blick auf die Sichel an der Wand. Gemeinschaft nur zum Schutz vor sich selber, in der Masse sich verstecken, untertauchen in einen Fluss aus Sehnsüchten, erfüllt durch falsche Einigkeit. Spiegel gab es keine in dieser Stadt. Gefahr sich selbst zu entdecken, von Angst getrieben. Die vermeintliche Ruhe schien trügerisch, still. Im leisem Winde konnte man schmerzlich Geschrei vernehmen. Ausgegangen nicht vom Körper, sondern vom eigen dunkeln Geiste. Die Wehe der Gefühle schreckte ein jeden. Tosende Emotionen, Aggression lagen in der Luft. Dunkele Bäume, kahle Äste und morsche Stämme bezeichnend für des Lebens Güte, allein. Das größte Leid mitgeteilt durch sich selbst, das Wehklagen von den Bäumen tropft. Intentionen umwundener Gefühle, Sinnsucht trägt keine Frucht im Hafen der Gewissheit. Gerechtigkeit getragen durch Sturheit starrer Funktionen, sie trügen nicht. Eitelkeit zum Trotze Empathie verdient ihr nicht. Verdient gemacht hat sich hier keiner. Denn Helden sah man lange nicht. Am Stadteingang auf einem Schild geschrieben steht, kaum mehr erkennbar, dennoch ein Wunsch: „Willst du es sein der uns erlöst, ein weises Wort mehr brauchst du nicht, frei und unbescholten, bitte führe uns ans Licht.“ Die Wünsche haben sich verloren, in den Illusionen der Zeit. Hoffnungen wurden nicht geboren. Intellekt befreit und versteht dennoch nicht, was ihr gemeint. Geweint haben hier viele die Tränen der Wahrheit, nur Geld ist geblieben um Sicherheit zu kaufen, doch wer ist sicher seiner Selbst? Heimatlose, unbändige Obligationen verwischen die kühlen Herzen mit gediegener Erfüllung. Die raue Erkenntnis vergisst den Tag, Leben passiert unbewusst mit Verdruss. Kaschmir und Seide, in roten Tüchern, von Werten überfahren, gehetzt dem Rausche. Von der Gewohnheit getrieben, ein Leben im Zwang der Drogen, gepusht bis auf das Letzte gebliebene. Alles, alles ist wie Geld, Geld in (d)einer Schattenwelt.

©Claed 2001