Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis

Die Stadt der Finsternis wurde sie genannt, trauernde Seelen verwaltet durch Angst. Rauchende Köpfe, verwirrte Gedanken. Alles hier gab keinen Sinn. Schamgefühle ohne Grenzen. Der Peiniger seiner Selbst war ein jeder in dieser Stadt. Gefürchtete Blicke bewahrten die allgegenwärtigen Obsessionen des Anders seins. Auffallen wollte hier niemand, nein dies wahrlich nicht. Keiner traute sich. Alles ward umhüllt von schwarzen Filtern, die Blicke des Gegenüber nicht wahrgenommen, schnell weggeschaut. Grau in schwarz gehüllte Häuser, in ihnen willenlose Gestalten, sich kleines Blickes würdig. Der Stolz und Mut getragen durch materielle Dinge, ein Blick auf die Sichel an der Wand. Gemeinschaft nur zum Schutz vor sich selber, in der Masse sich verstecken, untertauchen in einen Fluss aus Sehnsüchten, erfüllt durch falsche Einigkeit. Spiegel gab es keine in dieser Stadt. Gefahr sich selbst zu entdecken, von Angst getrieben. Die vermeintliche Ruhe schien trügerisch, still. Im leisem Winde konnte man schmerzlich Geschrei vernehmen. Ausgegangen nicht vom Körper, sondern vom eigen dunkeln Geiste. Die Wehe der Gefühle schreckte ein jeden. Tosende Emotionen, Aggression lagen in der Luft. Dunkele Bäume, kahle Äste und morsche Stämme bezeichnend für des Lebens Güte, allein. Das größte Leid mitgeteilt durch sich selbst, das Wehklagen von den Bäumen tropft. Intentionen umwundener Gefühle, Sinnsucht trägt keine Frucht im Hafen der Gewissheit. Gerechtigkeit getragen durch Sturheit starrer Funktionen, sie trügen nicht. Eitelkeit zum Trotze Empathie verdient ihr nicht. Verdient gemacht hat sich hier keiner. Denn Helden sah man lange nicht. Am Stadteingang auf einem Schild geschrieben steht, kaum mehr erkennbar, dennoch ein Wunsch: „Willst du es sein der uns erlöst, ein weises Wort mehr brauchst du nicht, frei und unbescholten, bitte führe uns ans Licht.“ Die Wünsche haben sich verloren, in den Illusionen der Zeit. Hoffnungen wurden nicht geboren. Intellekt befreit und versteht dennoch nicht, was ihr gemeint. Geweint haben hier viele die Tränen der Wahrheit, nur Geld ist geblieben um Sicherheit zu kaufen, doch wer ist sicher seiner Selbst? Heimatlose, unbändige Obligationen verwischen die kühlen Herzen mit gediegener Erfüllung. Die raue Erkenntnis vergisst den Tag, Leben passiert unbewusst mit Verdruss. Kaschmir und Seide, in roten Tüchern, von Werten überfahren, gehetzt dem Rausche. Von der Gewohnheit getrieben, ein Leben im Zwang der Drogen, gepusht bis auf das Letzte gebliebene. Alles, alles ist wie Geld, Geld in (d)einer Schattenwelt.

©Claed 2001

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