Brief eines Toten

Brief eines Toten

Wir haben uns auch gestritten damals, sehr oft blickte ich ihr tief ins Gesicht, mit der Hoffnung das Verständnis spricht und tief in ihr etwas erwacht, von dem ich nicht einmal wusste, was es ist. Wir sind alle sterblich wir sind nur Menschen, sprachest du einmal, doch vernünftig war ich nie. Warum sollte ich auch ans Sterben glauben, wo mir noch nicht einmal die Geburt real bewusst war. Mir kam es oftmals vor als wenn dein sturer Wille dich täuschen würde, doch gab er dir den halt der mir nicht gegebnen in dieser Gesellschaft. Vielleicht war Kultur für mich ein Fremdwort, denn prägen lassen wollte ich mich nicht. Du hattest die Welt immer an großen Dingen bemessen, die Sicherheit war dein Terrain, drin geplant und verwohligt. „Es zirkuliert sich gemütlich“, sprachest du. „Gemütlich“ vielleicht habe ich es mit lieblich verwechselt. Dein Gemüt war wie ein Wechselbad in drehendem Licht, oftmals wenn einem kalt war sprang man bei dir auch ins kalte Wasser. Habe nicht gedacht, dass deine Reize gereizt sind, obwohl dein Äußeres mich sehr ansprach. Ich sagte dir oft, dass der Reiz in den kleinen Dingen liegt, kaum spürbar kann sich aus ihnen ein Schaumbad entwickeln ja sogar ein ganzes Feuerwerk entwickeln. Ändere die kleinen Dinge an dir und deiner Welt und großes Bewegen wird auch keine Utopie mehr bleiben. Leider wurden solche Worte bei dir meist nur verdinglicht. Eigentlich kommt es gar nicht darauf an diesen Dingen eine Wertung zu erteilen, richtig ist, dass es so ist wie es ist, doch was ist schon gut? Du fandest mich durchaus vergesslich, doch bewusste Vergesslichkeit sah ich immer als Tugend, sie heilt, sie schützt und sie lässt vieles wieder in einem neuem Licht erscheinen. Ob ich mich selbst belogen habe, mag sein, dennoch heißt Leben auch Vergessen, um den wunderschönen Moment des Wiedererinnerns erleben zu können, um dem Gewissen die Laster und der Gedankenwelt die Spannung zu nehmen. Du hast fast nie einen Termin verpasst. Man sollte aber bei der hier fein differenzieren, zwischen Faulheit und Lethargie. Beides überkommt einen von Zeit zur Zeit. Ich gebe zu das Selbstdisziplin vielleicht nicht mein Disziplin war, obwohl ich ein guter Kämpfer in vielen Dingen war. Oftmals fühlte ich, dass ich nie schaffen würde in deine Märchenwelt einzudringen, sie musste interessant sein deinem Schlafe nach zu urteilen. Doch je mehr ich versuchte mich in sie einzuspannen, und ich hört dir oft zu des Nachts, deine Bewegungen, dein Atem, deine Gestik, je mehr ich es versuchte wurde mir klar, dass ich ein Teil deines Märchens war und, dass wir Beide zu schrieben schienen. Jeder für sich und doch durch vertrauen gebunden. Für dich war ich oft zu besserwissehrlich, obwohl ich darauf bedacht war den Anschein nicht zu erwecken. Du nanntest mich abgehoben, und nun bin ich es. Schau mich an, schau in dein Herz, dort bin ich immer noch der Alte. Vielleicht hast du auch einfach nur versucht eine Reise zu verstehen, die keinen Stand hatte. Ich war und wusste nichts besser, nur Anders für mich plausibel, real, nicht allgemein, sondern immanent. Deine Interessen zu erreichen glich einer Lebensaufgabe, erwachen sollest du, und doch hatte ich das Privileg nicht etwas zu erzwingen. Vielleicht hätte ich es können. Vielleicht hätte ich dich ein wenig mehr zu dich selbst führen können, doch durch eine starke Intervention wärest du wieder wer Anders und nicht du selbst. Du sagtest ich sei jemand, der im Wasser schrie nach Wasser vor Durst. Jemand der zwischendurch bewusst das Gehör verlor um nach der Wahrheit zu lauschen. Wahrheit, was für ein Gewissen liegt in der Wahrheit? Du warst nie die Einfühlsamste, ja dies Gewissen lies sich oft vermissen, und wehleidig waren wir Beide. Deine Mauern hast du hoch gebaut, um manches Male von oben zu winken und mit einem Lächeln deine Sicht preiszugeben. Du wusstest ich konnte Steine herausbrechen, wenn ich es wollte. Doch tat ich es nicht, denn das Tor durch sie hindurch war breit genug für uns Beide. Ob ich deine Gedanken verfolgen konnte? Teilweise, jeder schreibt die Seiten eines Buches mit seinem Leben, ich konnte nachlesen, denn ich kannte einige dieser. Ich wusste, du hattest einige dieser Seiten mit durchsichtiger Tinte geschrieben. Zu dumm das Gerecht kein Recht ist. Du wolltest nicht erkennen, das man Recht nicht nachlesen kann, das Gerechtigkeit mit dem Herzen gestaltet wird. Ich denke du hast mich wohl nicht wirklich verstanden, als ich von wahrer Demut sprach. Eigentlich wusste ich nie etwas mit Pünktlichkeit anzufangen, wozu sollte ich mich an eine Zeit halten, die für mich Geschichte schreibt, ich nahm da lieber selbst das Heft in die Hand. Vielleicht hätte ich mal mit dir über Glauben diskutieren sollen, wohlmöglich versuchte ich es auch irgendwann einmal. Ob es zur Gewohnheit geworden ist? Nein du warst bewusste Gewohnheit, durch bewusste Gefühle hervorgerufen, starkes Vertrauen schöpfen, innere Erkenntnis und Sicherheit voneinander. Dies geschah durch die Liebe und der Energie, welche ich aus ihr schöpfen konnte. Du hast mein Herz weich geliebt durch deine Einzigartigkeit. Verständnis besiegt unbewusst mit Zärtlichkeit. Ich wollte dir einen Spiegel vorhalten, dich auf dich aufmerksam machen. Doch kurzer ein Blick in diesen Spiegel in leichtem Licht, dort sah ich ein Bild das meinem Glich. Vergessen hab ich den Traum von Einsamkeit, beschwingt durch dich in alle Ewigkeit. Meine Liebe zu Dir, gleicht der Unendlichkeit der Gefühle. Der Tod kann dein Leben in meinem Herzen nicht mindern.

©Claed 2001

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